halbtransparentes strassnig.at Logo strassnig.at - die Berg- und Sportseite von Barbara und Peter Strassnig

Ortler (3905 m) über Hintergrat

, Peter mit Bärbel und Hans Penz, Hilde Ladinegg
  1. Von Bärnbach auf die Hintergrathütte
  2. Von der Hintergrathütte über den Ortler nach Bärnbach
  3. Informationen und Hinweise

Als ich heuer im Juni mit dem Motorrad auf dem Stilfser Joch war, und erstmals sozusagen live den Ortler sah, kam in mir recht schnell der Wunsch auf, selbigen zu besteigen; als ich dann wieder zuhause war und gemütlich beim Hans im Geschäft einen Kaffee trank und ihm über meinen Urlaub und den Ortler erzählte und mir sicher sowas wie "do aufi steign wa scho amol a gschicht", über die Lippen kam, und mir der Hans erzählte, dass es da den sog. Hintergrat gibt, von dem er auch schon viel gehört hatte, ihn selbst aber noch nicht gemacht hatte, eigentlich sehr außergewöhnlich, denn überall wo man mit den Penzis hin fährt können sie über beinahe jeden Berg eine Geschichte erzählen, waren wir eigentlich beide gleich mal der Meinung, dass das eine wirklich tolle Sache wäre. Irgendwie muss wohl auch die Bärbel von der Sache erfahren haben, und irgendwann im August wurde mir dann mitgeteilt am 26/27 hätten sie beide samstags frei, und auch die Hilde hätte Zeit, ich sowieso, und irgendwie war das dann auf einmal beschlossene Sache, und am letzten Wochenende war es nun soweit.

, Von Bärnbach auf die Hintergrathütte

Wir hatten ja einiges vor, samstags die 490 km nach Sulden fahren, Sonntag - Hintergrat rauf - Normalweg runter - 490 km von Sulden heim fahren. Also sind wir am Samstag um 6:00 losgefahren, bis Lienz ging's ja dann eh ganz flott, dann war ziemlich viel Verkehr durchs Pustertal, und auf der Autobahn Richtung Bozen hat sich's ziemlich gestaut, nur durch die Verkehrsüberlastung, denn es gab sonst keinen ersichtlich Grund. Auch die Bundesstraße von Meran aufwärts kostete uns mit den vielen Ortsdurchfahrten und dem starken Verkehr noch den einen oder anderen Nerv. Wenn ich mich recht erinnere waren wir dann so gegen 13:30 in Sulden, noch gemütlich einen Kaffee getrunken und dann mit dem Sessellift die ersten 700 mH überwunden. Von der Liftstation ging's dann recht gemütlich ein Stündchen zur Hintergrathütte, dort war ganz schön was los, und fast alle wollten sie auf den Hintergrat. Ich hatte noch eine kleine Überraschung für den Hans, sozusagen im Schweiße meines Angesichts hab ich für uns je eine Dose Bier mit hinaufgetragen, die schmeckte uns natürlich sehr gut. Als wir dann unser Zimmer bezogen hatten erkundeten wir noch den ersten Teil des Weges, den wir am nächsten Tag gehen wollten. Nach dem Abendessen, wie eigentlich meistens auf italienischen Hütten haben wir uns Spaghetti reingezogen, und einem Schlückchen, oder waren es doch zwei, Wein, sind wir dann schlafen gegangen, wenn man das so nennen kann, denn trotz der mir von Bärbel überlassenen Ohrenstöpsel war es für mich mehr ein "Stopp and Go" Schlafen.

, Von der Hintergrathütte über den Ortler nach Bärnbach

Ich war dann eigentlich froh, als wir um 3:30 geweckt wurden, schnell in die Bergsteigersachen geschlüpft und auf zum Frühstück, da hab ich mal ein Aug aufgerissen, die Leute saßen teilweise schon mit der Stirnlampe beim Frühstück, nicht etwa weil es auf der Hütte kein Licht gegeben hätte, die Gründe für dieses seltsame Verhalten sind mir bis heute unklar. Andere waren schon fix und fertig mit Gurt und Co. ausgestattet, hatten Eisschrauben und anderes brachial anzuschauende Klettermaterial umgehängt, und langsam begann ich mich zu fragen, ob wir für diese Tour denn richtig ausgerüstet wären, denn wir hatten weder Stirnlampen noch Eisschrauben mit; wir haben ja nichtmal einen Helm dabeigehabt, ich muss zugeben im Nachhinein betrachtet haben wir ihn zwar nicht gebraucht, aber aus Gründen der Sicherheit wäre er sicher empfehlenswert gewesen. Als wir um 4 Uhr die Hütte verließen war's noch ziemlich finster, man könnte sogar sagen es war stockfinster, der Hans hat eine Taschenlampe, Hilde, Bärbel und ich hatten glücklicherweise unsere Mini-Leuchtdioden-Lämpchen mit, die uns sehr gute Dienste erwiesen, ...und die anderen nehmen Stirnlampen mit da ist ja die Batterie schon schwerer als unsere ganze Lampe.

Dass wir uns den Weg am Vortag angeschaut haben war in Anbetracht der Finsternis auch kein Nachteil, es gab eigentlich keine Probleme bei der Wegfindung, uns hat sich dann noch ein deutsches Pärchen angeschlossen, die hatten zwar einen Helm aber dafür keine Lampe (Haha). Der erste Teil des Weges führte über Schuttfelder im Zick Zack bergan, sah ganz lustig aus die in der Finsternis herumirrenden Stirnlampen. Wir hatten auch relativ rasch zwei Italiener eingeholt, die zuerst ziemlich weit vorne herumleuchteten, die haben dann versucht, uns durch das Heruntertreten von Schutt wieder abzuschütteln, was ihnen natürlich nicht gelang. Und genau als es dann etwas schwieriger wurde und wir uns dem ersten Schneefeld näherten, ging die Sonne auf, das war ein sehr schöner Anblick. Wir sind wirklich nicht sehr schnell unterwegs gewesen, waren aber im Vergleich mit den Anderen doch sicher mit einer überdurchschnittlichen Geschwindigkeit unterwegs. Ich bin dann mal auf einen jungen Deutschen, einer von denen mit den umgehängten Eisschrauben, aufgelaufen, der hat ziemlich geschnauft, ich bin dann hinter ihm nachgegangen, für mich war das wirklich schwierig soooo langsam zu gehen, und in solchen Momenten hab ich mir dann gedacht, die ganze Trainiererei ist doch nicht ganz umsonst, denn was hilft die monströseste Ausrüstung, wenn man's konditionell kaum derschnauft, und solche Erfahrungen motivieren natürlich. Wären Hans und ich alleine unterwegs gewesen, hätten wir auf der Payerhütte frühstücken können! (kleiner Scherz) Jedenfalls hab ich dann meine neuen Steigeisen einweihen können, und das hat mir wirklich sehr viel Spaß gemacht, ich hab ein paar tolle Fotos von unserer Gruppe geschossen.

Etwa 400 Höhenmeter unter dem Gipfel wird das Ganze etwas schwieriger, es sind einige leichte (oder schwierige, abhängig vom Berichtenden) Kletterstellen zu überwinden, und dort hat es sich dann mächtig gestaut, denn anscheinend war es für einige doch nicht so einfach. Man muss dann noch ein steileres Eis- bzw. Firnfeld rauf, in der Draufsicht schaut's sogar ziemlich steil aus, und ich hab mir wiedermal gedacht "na bum, des schaut scho recht stal aus", es war aber dann ganz toll zu gehen, wie gesagt das macht mir wirklich großen Spaß, andere haben dort rauf gesichert, aber ich weiß nicht, ob sie eine Eisschraube angebracht haben, wenn ja, dann nur nach wirklich aufwendiger Suche nach eisschraubentauglichem Eis. Es geht dann weiter im Fels mehr oder weniger den Grat entlang, eine kleine Kletterstelle ist noch drin, dort hat die Hilde ein kleines Motivationstief gehabt, und hat sich doch tatsächlich in meine letztes Jahr gefundene Reepschnur reinhängen getraut !!, die Frau hat Nerven! Einige Meter weiter waren wir dann am Gipfel, ich war wirklich überglücklich, ist der Ortler mit seinen 3905 m doch mein bis dahin höchster Berg gewesen. Oben war ein ganz schöner Betrieb, denn auch vom Normalweg sind eine Menge Leute rauf gekommen, wir haben uns dann nicht viel länger als nötig oben aufgehalten, und haben uns an den Abstieg gemacht.

Über den Gletscher runter war ganz toll, sehr schöne Landschaft. Bei den Klettersteigstellen kurz vor der Payerhütte haben wir dann wieder ziemlich lang herumwarten müssen, bis die weniger Geübten sich dort runter geschwindelt hatten. Bei manchen fragte man sich wirklich, was die auf solch einem Berg zu suchen hatten. Auf der Payerhütte angekommen hatten wir sozusagen die Hauptschwierigkeiten hinter uns, und die Nudelsuppe sollte als Magenfüllung bis zur Taberetta-Hütte reichen, dort gab es, wie hätte es auch anders sein können, Spaghetti, übrigens die besten in letzter Zeit. Von dort ging's dann noch gemütlich bis zur Sesselliftstation und ab ins Tal. Gegen 16:00 kamen wir beim Auto an, und kurz danach ging's wieder Richtung Heimat, wieder an die 500 km, und doch schon etwas müde. Verkehrsmäßig war die Heimreise wesentlich angenehmer als am Vortag. In Lienz sind wir dann noch auf einen Kaffee eingekehrt, das ist Tradition so, und um ca. 23:30 waren wir wieder daheim. Man kann sagen, alles ging ruck zuck, wie es sein soll, und es war wirklich ein sehr schönes Erlebnis, diesen Berg zu besteigen.

Ortler über Hintergrat
Verkehrsstau am Hahnenkamm
Ortler über Hintergrat
Hans Penz im 2ten Eisfeld
Ortler über Hintergrat
Bärbel, Hilde und ich
Ortler über Hintergrat
Ich, Hilde und Hans am Gipfel

Informationen und Hinweise

Hintergrat Hütte

Die Hintergrathütte ist Ausgangspunkt für den Hintergrat und verschiedene andere Touren zB. an der Königsspitze Nordwand. Leider besitzt die Hütte keine eigene Webseite, unten der Link zur Sulden Webseite. Wichtig, bei Anrufen aus dem Ausland, muss man bei italienischen Telefonnummern die 0 nach der Internationalen Vorwahl mitwählen!

Infobox Kontakt
Link
Link
Telefon +39 0473 613188