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Ein Traum wird wahr - gemeinsam auf den Mustagh Ata 7546 Meter

, Barbara und Peter mit Mark Munsters und Johan Heggen
  1. Die Expedition - Überblick und Allgemeines
  2. Akklimatisationswanderungen rund um Tasch Rabat
  3. Ins Mustagh Ata Basecamp
  4. Mustagh Ata - Akklimatisation am Berg
  5. Mustagh Ata 7546m - Summit Push
  6. Informationen und Hinweise

Seit meinem ersten hohen, und bis vor dieser Expedition immer noch höchsten, Berg (dem Aconcagua) sind inzwischen doch schon 17 Jahre ins Land gezogen. Dazwischen lagen 5 weitere Bergreisen nach Südamerika (Ecuador, Bolivien, Peru) und unsere Hochzeitsreise zum Kilimanjaro und Mount Kenia. So ist, zumindest in meinem Kopf, schon nach unserer letzten Reise nach Peru der Gedanke aufgekommen, sich das nächste Mal doch Richtung Asien, zu etwas Höherem auf zu machen.

Konkretisiert haben sich unsere Pläne dann vor etwa zwei Jahren. Die Möglichkeit, dass es für uns gemeinsam auf einen 7000er gehen könnte, wurde für uns schon auch dadurch konkreter, da wir 2015 erste Erfahrungen beim Trailrunning gesammelt haben. Dort konnten wir den persönlichen Horizont, was selbst im Körper von Normalsterblichen wie uns steckt, doch um einige Kilometer, Stunden und Höhenmeter hinausschieben. Als ich vorschlug, wir könnten doch den Mustagh Ata versuchen, hab ich die genaue Höhe noch nicht erwähnt, ein 7000er halt. Als Barbara sich das Ganze mal genauer angeschaut hatte, war sie schon etwas skeptisch, 7500 Meter klingt schon ziemlich hoch. Ihr Höhenrekord bis dato war der Huyna Potosi (6088 Meter) in Bolivien im Jahr 2006.
Aber irgendwann im Jahr 2016 war es dann so, dass Barbara für Sommer 2018 um unbezahlten Urlaub angesucht hat, und wir nach dem Motto 'nicht kleckern sondern klotzen' beschlossen, den Mustagh Ata zu versuchen. Das war schon mal super, aber eh noch alles sooo weit weg.

2017 hing dann alles am seidenen Faden. Bei einer sportmedizinischen Leistungsdiagnostik wurde festgestellt, dass mit Barbaras Lunge irgendwas nicht in Ordnung zu sein schien. Auch ihre sportlichen Leistungen wurden trotz intensivem Training eigentlich immer schlechter statt besser. Die zwischenzeitliche Asthma Diagnose stellte sich glücklicherweise als falsch heraus. Es zeigte sich, dass der Großteil der Beschwerden auf einen extremen Eisenmangel zurück zu führen waren. Zum Glück geriet Barbara dann an einen Lungenexperten, Tauch- und Höhenmediziner, der sie von vorne bis hinten durchcheckte. Im Jänner 2018 bekam sie von ihm dann aber doch das 'GO', den Berg versuchen zu können! Von nun an hieß es der physischen und psychischen Fitness den nötigen zusätzlichen Schliff für die Besteigung eines 7000ers zu geben!

Da wir für Kirgisistan und China keine Erfahrung mit der Organisation einer solchen Expedition hatten, und es uns auch von verschieden Seiten empfohlen wurde, buchten wir die Expedition bei einer europäischen Agentur. So sollten wir uns um die ganze Organisation und Bürokratie, die speziell in China ziemlich heftig ist, keine Gedanken machen müssen. Soweit die Theorie, aber wie heißt es so schön 'manchmal kommt es anders, und meistens als man denkt'.

, Die Expedition - Überblick und Allgemeines

1. Juli 2018, es kann losgehen. Mit dem Flixbus nach Wien, von dort nach Moskau und weiter nach Bischkek, der Hauptstadt Kirgisistans, wo wir um 5 Uhr morgens ankamen. Leider hat das von der Agentur anscheinend niemand mitbekommen, denn abgeholt wurden wir vorerst nicht. Erinnerungen an unsere Reise zum Kilimanjaro wurden wach. Eineinhalb Stunden später saßen wir dann aber gemeinsam mit Mark, unserem Teamkollegen aus den Niederlanden, in zwei Taxis in Richtung Stadt.

Es gäbe von unserer Reise viele kleine aufregende Geschichten wie diese zu erzählen, dies würde aber den Rahmen dieses Berichtes sprengen. Nur noch so viel, unseren 'Expeditionsleiter' Alex haben wir dann erst am zehnten Tag der Reise, im Basecamp getroffen. So mussten Mark, Johan, Barbara und ich uns vorerst alleine mit den lokalen Agenturen herumschlagen. Das hatte aber den positiven Effekt, dass wir schon mal ein wirklich gutes Team wurden - was uns dann auch am Berg geholfen hat.

Nachfolgend findest Du eine Übersicht über den zeitlichen Ablauf unserer Reise bzw. Expedition. Ebenfalls angegeben die Schlafhöhen und die jeweilige maximal erreichte Tageshöhe.

Tag Datum Ort Schlafhöhe (m) Maximale erreichte Höhe (m)
1 1. Juli Graz - Wien - Moskau - Bischkek 810 810
2 2. Juli Bischkek 810 810
3 3. Juli Fahrt von Bischkek ins Ak Sai Travel Yourten Camp nahe Tasch Rabat, Akklimatisationswanderung 2900 3650
4 4. Juli Akklimatisationswanderung von Tasch Rabat aus 2900 3700
5 5. Juli Fahrt von Tasch Rabat nach Kashgar über den Turugart Pass, China 1390 3700
6 6. Juli Fahrt von Kashgar nach Subashi über den Karakorum Highway 3700 3700
7 7. Juli Aufstieg von Subashi ins Mustagh Ata Basecamp, 30 Minuten Aufstieg vom Basecamp 4350 4550
8 8. Juli Akklimatisationswanderung Richtung Camp 1, bis auf ca. 4900 Meter mit Mark und Johan, Barbara Rasttag 4350 4900
9 9. Juli Aufstieg Camp 1 und zurück ins Basecamp 4350 5400
10 10. Juli Aufstieg Camp 1 und Übernachtung 5400 5500
11 11. Juli Aufstieg Camp 2 und zurück ins Basecamp 4350 6200
12 12. Juli Rasttag Basecamp 4350 4350
13 13. Juli Aufstieg Camp 1 und Übernachtung 5400 5400
14 14. Juli Aufstieg Camp 2 und Übernachtung, 30 Minuten Aufstieg von Camp 2 6200 6300
15 15. Juli Aufstieg bis auf 6500 Meter und zurück ins Basecamp 4350 6500
16 16. Juli Rasttag Basecamp 4350 4350
17 17. Juli Rasttag Basecamp 4350 4350
18 18. Juli Aufstieg Camp 1 und Übernachtung 5400 5400
19 19. Juli Aufstieg Camp 2 und Übernachtung 6200 6200
20 20. Juli Aufstieg Camp 3 und Übernachtung 6800 6800
21 21. Juli Summit Day, Aufstieg Gipfel und zurück ins Basecamp 4350 7546
22 22. Juli Rasttag Basecamp 4350 4350
23 23. Juli Abstieg nach Subashi und Fahrt nach Kashgar 1390 4350
24 24. Juli Sightseeing Kashgar 1390 1390
25 25. Juli Sightseeing Kashgar 1390 1390
26 26. Juli Fahrt Kashgar nach Bischkek über den Turugart Pass 810 3700
27 27. Juli Sightseeing Bischkek 810 810
28 28. Juli Bischkek - Moskau - Wien - Daheim 550 2200
Die Expedition - Überblick und Allgemeines
Aufenthaltshöhenverlauf unserer Mustagh Ata Reise/Expedition
Die Expedition - Überblick und Allgemeines
State History Museum in Bischkek
Die Expedition - Überblick und Allgemeines
Ohne Mao geht in China gar nix, er thront auch über dem Peoples Park in Kashgar
Die Expedition - Überblick und Allgemeines
Am Weg in die Altstadt von Kashgar

, Akklimatisationswanderungen rund um Tasch Rabat

Die entsprechende Akklimatisation ist für einen Berg wie den Mustagh Ata unerlässlich. Letztendlich wird ja im Camp 3 auf 6800 Meter noch übernachtet, wo die meisten 6000er in Südamerika am Gipfeltag bereits bestiegen sind. Um schon mal gut auf die Höhe des Basislagers (ca. 4350 Meter) zu kommen, unternahmen wir zwei schöne Akklimatisationswanderungen nahe Tasch Rabat im Süden Kirgisistans. Tasch Rabat ist eine sehr gut erhaltene ehemalige Karawanserei aus dem 15ten Jahrhundert. Die Fahrt von Bischkek dorthin dauert gut 6 Stunden.

Nach der langen Fahrt war uns noch nach etwas Bewegung. So unternahmen wir die erste Wanderung direkt vom Jurten-Camp unserer lokalen Agentur 'Ak Sai Travel' aus. Das Camp liegt ca. 5 Kilometer talauswärts von Tasch Rabat, sehr idyllisch, an einem kleinen Fluss auf einer Seehöhe von etwa 2900 Metern. Wir folgten dem zweiten Tal gegenüber des Camps. Es gibt zwar keinen richtigen Weg, aber immer wieder ausgetretene Pfade von den Tieren. Die Felsen die dieses Tal zu beiden Seiten begrenzen, wären auch zum Klettern ein Traum. Bei bewusst gemütlich gewähltem Plaudertempo bot sich auch die , uns etwas besser kennen zu lernen. Nach etwa zwei Stunden erklärten wir die Spitze eines kleinen Felsgrates zu unserem Tagesgipfel. Wir waren doch immerhin auf 3600 Meter aufgestiegen. Genau richtig zum Abendessen waren wir wieder im Camp.

Am nächsten Tag starteten wir direkt von Tasch Rabat aus. Da wir keinen Führer dabei hatten, ließen wir uns von einem Local noch kurz breefen, wie wir in Richtung des Tasch Rabat Passes kommen würden. Leider war das Wetter an diesem Tag etwas instabil, deshalb sagten wir unserem Fahrer, dass wir nach ca. 5 Stunden wieder zurück sein würden. Wir folgten also zuerst dem flachen Haupttal, um nach gut einer Stunde rechts in ein weiteres Tal aufzusteigen. Der Weg war hin und wieder mit roten Markierungspfeilen versehen. Als der Pass nach etwa 3 1/2 Stunden in Sicht kam, beschlossen wir, auf ca. 3700 Metern umzukehren, um unseren Fahrer dann nicht zu lange warten zu lassen. Auf alle Fälle kehrten wir mit dem Gefühl zurück, dass wir den Pass schon erreichen hätten können, wenn wir etwas mehr Zeit gehabt hätten.

Am nächsten Tag ging es dann über den auch immerhin 3700 Meter hohen Turgart Pass, der die Grenze zu China bildet, nach Kashgar. Ganz komplikationslos war auch der Grenzübertritt nach China nicht - aber das ist eine andere Geschichte. In Kashgar stieß dann ein weiterer Expeditionsteilnehmer zu uns. Ralf, seines Zeichens 'Oceanrower, er war direkt von Amsterdam nach Kashgar gekommen. Leider musste er bald feststellen, dass entsprechende Akklimatisation weder durch viele Muskeln noch durch Ehrgeiz zu ersetzen sind.

Akklimatisationswanderungen rund um Tash Rabat
Jurten Camp von Ak Sai Travel
Akklimatisationswanderungen rund um Tash Rabat
Akklimatisationswanderung direkt vom Ak Sai Jurten Camp aus
Akklimatisationswanderungen rund um Tash Rabat
Akklimatisationswanderung direkt vom Ak Sai Jurten Camp aus
Akklimatisationswanderungen rund um Tash Rabat
Unser Tagesgipfel
Akklimatisationswanderungen rund um Tash Rabat
Akklimatisationswanderung von Tash Rabat aus
Akklimatisationswanderungen rund um Tash Rabat
Akklimatisationswanderung von Tash Rabat aus
Akklimatisationswanderungen rund um Tash Rabat
Akklimatisationswanderung von Tash Rabat aus
Akklimatisationswanderungen rund um Tash Rabat
Akklimatisationswanderung von Tash Rabat aus
Akklimatisationswanderungen rund um Tash Rabat
Aus zeitlichen Gründen wird dieser Fels zum Tagesziel erklärt, ca. 3700 Meter hoch
Akklimatisationswanderungen rund um Tash Rabat
Akklimatisationswanderung von Tash Rabat
Akklimatisationswanderungen rund um Tash Rabat
Tash Rabat - eine Karawanserei an der Seidenstraße aus dem 15. Jahrhundert
Akklimatisationswanderungen rund um Tash Rabat
Tash Rabat - eine Karawanserei an der Seidenstraße aus dem 15. Jahrhundert

, Ins Mustagh Ata Basecamp

Von Kashgar aus sollte es erstmal Richtung Subashi, von wo man dann zu Fuß ins Basecamp aufsteigt, losgehen. Das sind zwar nur ca. 200 Kilometer auf dem berühmten Karakorum Highway, aber über weite Strecken gibt es dort Geschwindigkeitsbeschränkungen von 40 km/h für Busse, die auch sehr streng mittels Section Control überwacht werden. So waren doch gut 5 Stunden für die Fahrt zu veranschlagen und es hieß auch zeitig starten.

Die diversen Busfahrten waren auf dieser Reise schon sehr interessant, um etwas von den Städten und Landschaften zu sehen. In China selbst kommt dann auch noch die Spannung an den diversen Polizei Checkpoints dazu. Nachdem wir schon bei der Einreise einen kleinen Eindruck der 'Freundlichkeit' der chinesischen Beamten erhalten hatten, stieg der Adrenalinspiegel bei jedem Checkpoint immer etwas. Nach Subashi sollten aber nur zwei am Weg liegen.
So richtig interessant wurde es, als es auf der Straße in die Berge ging. Besonders schön ist es etwa am Kumtag See, der einen Blick auf die Dünen der Kumtag Wüste in ihren wunderbaren Grau- und Weißtönen frei gibt. Beim Karakol See verhinderte eine Wolkendecke den ersten Blick auf unser Ziel. Kurze Zeit später trafen wir in Subashi ein. Dort wartete bereits eine große chinesische Gruppe auf unseren Bus und die Rückreise nach Kashgar. Bevor wir wieder hier sein sollten, gab es aber noch etwas zu leisten und zu erleben.

In Subashi war es jetzt erstmal mit der Gemütlichkeit von Hotelzimmern bzw. Jurten vorbei. Zur weiteren Akklimatisation stand hier die erste Nacht im Zelt bevor. Ansonsten ist Subashi eine eher triste Angelegenheit. Von der Regierung wurden zwar viele uniforme Häuser gebaut, wohnen tut aber in den wenigsten jemand. In einer der Beton-Jurten kann man, für lokale Verhältnisse relativ teuer, noch die letzte Kleinigkeit (z.B. Klopapier, Wasser, Kekse etc.) erstehen. Ein Restaurant oder so was gibt es dort nicht. Im Gebäude welches die Agenturen nutzen, gibt es eine Küche, wo man sich am Abend etwas zu Essen kochen lassen kann. Wir verzichteten aufgrund des vom hygienischen Standpunkt aus wenig vertrauenerweckenden Anblicks dieser Küche, auf ein warmes Abendessen. Stattdessen gab es Brot und Co. was wir uns unterwegs gekauft hatten. Gegen Abend lichteten sich die Wolken über dem Berg und wir konnten einen ersten Blick auf unser großes Ziel werfen - ein aufregender Moment! Noch wagen wir nur davon zu Träumen, bald dort oben zu stehen.

Am nächsten Tag starteten wir gegen neun Uhr morgens Richtung Basecamp. Unser Gepäck wurde mit Kamelen transportiert. Ins Basecamp sind es gut 10 Kilometer und knapp 700 Höhenmeter. Wir gingen es gemütlich an und erreichten das Ziel nach etwa vier Stunden - genau während eines Regenschauers. Zum Glück fanden wir gleich mal Unterschlupf im Gemeinschaftszelt unserer Agentur. Der Schauer verzog sich bald und wir begannen, uns häuslich einzurichten. Da jeder Expeditionsteilnehmer ja eigentlich ein eigenes Zelt im Basecamp hatte, konnten Barbara und ich eines als Materialzelt und eines als Wohnzelt verwenden. Mit der Organisation und auch der Verpflegung im Basecamp unserer lokalen Agentur waren wir wirklich sehr zufrieden. So war der Aufenthalt hier nach den Entbehrungen der Hochlager immer gut, um sich körperlich und psychisch zu regenerieren.

Ins Mustagh Ata Basecamp
Die Wolken lichten sich und geben den Blick auf unser Ziel frei, ein besonderer Moment, das erste Mal in echt!
Ins Mustagh Ata Basecamp
Los geht's am nächsten Morgen, es sind doch immerhin 10 Kilometer ins Basecamp
Ins Mustagh Ata Basecamp
Aufstieg ins Mustagh Ata Basecamp
Ins Mustagh Ata Basecamp
Gepäcktransport mit Kamelen
Ins Mustagh Ata Basecamp
vlnr. Johan, Mark und Barbara als unsere Führerin
Ins Mustagh Ata Basecamp
Wir erreichen das Basecamp
Ins Mustagh Ata Basecamp
Basecamp Mustagh Ata - unser Zuhause für die nächsten 18 Tage
Ins Mustagh Ata Basecamp
Wir richten uns erstmal häuslich ein

, Mustagh Ata - Akklimatisation am Berg

Ins Basecamp wären wir jetzt schon mal sehr gut, ohne Kopfweh oder andere höhenbedingte Symptome, gekommen. Jetzt hieß es, sich weiter zu akklimatisieren und auch gesund zu bleiben. Was ein gescheiter Magen-Darm-Infekt mit einem machen kann, hatten wir ja schon das eine oder andere Mal in Südamerika erlebt. Wie üblich vor unseren gemeinsamen Reisen zu höheren Bergzielen hat sich Barbara nochmal das Buch Höhe x Bergsteigen, im weiteren nur noch Barbaras schlaues Buch genannt, reingezogen. Der geplante weitere Zeitplan der Expedition passte recht gut zu den Empfehlungen aus diesem Buch. So 'verhandelten' wir mit unserem Expeditionsleiter Alex den weiteren Plan so aus, wie wir es für uns am besten empfanden. Anders als in Südamerika, wo man halt mal auf ein oder zwei 5000er steigt, bevor es an einen 6000er geht, hieß es sich hier direkt am Berg zu akklimatisieren. Das bedeutet JO-JO mäßig rauf und runter bis man zumindest einmal ca. 1000 Höhenmeter unter der Gipfelhöhe war.

Am ersten Tag nach unserer Ankunft wanderten Mark, Johan und ich sehr gemütlich bis auf 4900 Meter Höhe. Barbara zog einen Ruhetag vor. Im Basecamp lief gerade ein von der chinesischen Regierung organisiertes, riesiges Event zum Thema Umweltschutz. Am Vortag waren wir schon zu einem Vortrag 'eingeladen' worden, wo die Clean up China Kampagne vorgestellt wurde. Beim Abstieg von unserer Akklimatisierungswanderung haben wir dann auch einen ganzen Sack Müll gesammelt. Barbara hat in der Zwischenzeit im Basecamp fleißig gesammelt. Das war auf alle Fälle ein gutes Zeichen, dass auch wir Ausländer uns beteiligt haben.

Am nächsten Tag sollte es das erste Mal ins Camp 1 gehen. Es war geplant, am gleichen Tag auch wieder ins BC abzusteigen, aber wir wollten schon mal etwas Ausrüstung (wie Ski- und Skischuhe), die wir oberhalb von Lager 1 brauchen sollten, mitnehmen. Um Barbara etwas zu entlasten, packte ich mir dann ihre und meine Ski und Skischuhe in bzw. auf meinen Rucksack. Hier begann es sich auszuzahlen, dass wir uns ein paar Anregungen aus MEINEM schlauen Buch geholt hatten, und z.B. bis zu 35 kg Wasserkanister auf diverse Hügel im Grazer Bergland getragen hatten, was bei anderen Wanderern oft fassungsloses Erstaunen ausgelöst hat :-)

Weiters haben wir uns die Tipps für die erfolgreiche Expedition von Steve House, dem Author meines schlauen Buches, zu Herzen genommen. Das bedeutet z.B. sich nicht auf irgendwelche Rennen in der Akklimatisationsphase einzulassen und seine Energie für den einzigen Tag der wirklich zählt, den Gipfeltag, aufzusparen. Ich war diesmal erstmals in der Höhe mit Pulsmesser unterwegs. Das war sehr hilfreich, um schön brav im aeroben Pulsbereich zu bleiben und dem Körper genug Energie für die Akklimatisationsprozesse zu lassen. Unsere Teammitglieder waren froh über das gemütliche Tempo und trotteten immer schön brav hinter mir her. Ich denke, das war gescheiter, als sich Alex oder Mingma, unserem Sherpa (der in diesem Jahr schon am Everest war - zum achten Mal) anzuhängen. So erreichten wir in einem guten Zustand, nach etwa vier Stunden das Camp 1. Einen Vorteil hatte es schon, dass wir organisiert unterwegs waren. Da wir die zweite Expedition der Agentur in dieser Saison waren, stand bereits ein Zelt für uns in jedem Lager bereit. Nachdem wir die Ausrüstung verstaut hatten und einer kleinen Rast, machten wir uns wieder an den Abstieg.

Am nächsten Tag ging es wieder ins Camp 1. Diesmal wurde hier übernachtet. Die erste Portion Travellunch. Wie üblich denkt man sich beim ersten Sackerl, gar nicht so schlecht. Nach einigen weiteren und zunehmender Höhe wurde das Essen aber immer mühsamer. Am Abend gewitterte und schneite es etwas. Am nächsten Tag war das Wetter nicht so berauschend aber gut genug, um Richtung Lager 2 weiter aufzusteigen. Der Abschnitt zwischen Lager 1 und Lager 2 führt durch eine Zone mit vielen großen Gletscherspalten. Die Route war aber so angelegt, dass wir ohne Steigeisen oder ein Fixseil zu benötigen alles mit Skiern aufsteigen bzw. später auch abfahren konnten. Kurz vor Lager 2 wurde es doch ziemlich nebelig, Mark hatte kurz vor Camp 2 umgedreht und auch Barbara machte sich mit ihm an den Abstieg bzw. die Abfahrt. Ich legte einen Zahn zu und erreichte nach etwa 15 Minuten, ziemlich außer Atem, das Camp 2 auf etwa 6200 Meter Höhe. Nachdem ich wieder zu Atem gekommen war, machte ich mich gleich an die Abfahrt. Bald hatte ich die anderen eingeholt und fuhr mit Barbara weiter zum Camp 1. Bergab brauchten die anderen mit Schneeschuhen doch wesentlich länger. Im Camp 1 angekommen, ließen wir die Skier zurück und machten uns auf den Fußmarsch ins Basecamp.

Unterwegs trafen wir Ralf, der sich niedergeschlagen Richtung Tal schleppte. Die mangelnde Akklimatisation hatte seinen Körper einfach überfordert. Er hatte inzwischen einen schlimmen Husten. Auch war er an diesem Tag nur wenig über Camp 1 hinaus gekommen. Er hatte sich entschieden, die Expedition abzubrechen. Ich bot ihm an, mit ihm Rucksack zu tauschen. Da er ja so viel wie möglich von seiner Ausrüstung gleich mit runter nehmen wollte war dieser sehr schwer, und wir hatten doch viel in Camp 1 gelassen. Dieses Angebot nahm er dankend an.

Der nächste Tag war Rasttag. Da wir die vergangenen fünf Tage täglich auf den Beinen waren, war das wirklich angenehm. Essen, Lesen, Duschen, Tratschen, Familie und Freunde per SMS auf dem Laufenden halten ... so vertrieben wir uns den Tag. Es gab ein kleines Duschzelt, wo man sich mit der Solardusche etwas Luxus gönnen konnte.

Der nächste Aufstieg sollte bereits Richtung Lager 3 gehen. Barbaras schlaues Buch, empfiehlt zumindest bis 1000 Höhenmeter unter dem Gipfel aufzusteigen, und das letzte Lager vor dem Gipfel erst beim Summit Push zu beziehen. So wollten wir es machen. Also wiedermal den Weg ins Camp 1, es wurde nicht spannender je öfter wir uns die Serpentinen hoch schlängelten. Essen und übernachten in Camp 1. Am nächsten Tag ins Camp 2 für eine Übernachtung. Johan, der kein geübter Skitourengeher ist, aber doch mit Skiern unterwegs sein wollte, ging es nicht gut, er brauchte gut 1 1/2 Stunden länger als wir, obwohl auch wir gemütlich unterwegs waren. Nach diesem Aufstieg beschloss er, mit Schneeschuhen weiter zu gehen.

Die Nacht in Camp 2 war für mich gar nicht gut. Ich litt die ganze Nacht an 'periodischer Schlafatmung'. Sprich kaum ist man eingenickt, wird man aufgrund der sinkenden Sauerstoffsättigung durch das Verlangsamen der Atmung wieder aus dem Schlaf gerissen und hat das Gefühl, nicht durchatmen zu können. Gar nicht so lustig; eine Nacht kann unglaublich lang sein, wenn man kein Auge zu macht. Man hat jede Menge Zeit, sich über Lungenödeme etc. Gedanken zu machen. Zugute kam mir die Erfahrung aus früheren Expeditionen und von meinen längeren Trailrunning Unternehmungen, dass es der körperlich Leistungsfähigkeit nicht so viel macht, wenn man mal eine Nacht nicht schläft - das ist eher ein Kopfproblem.

Als am nächsten Morgen die Sonnenstrahlen Camp 2 zu wärmen begannen, starteten wir, um bis auf etwa 6500 Meter Höhe aufzusteigen. Die Hänge oberhalb von Lager 2 ziehen sich durch das zunehmend langsamere Tempo ordentlich. Etwa um die Mittagszeit hatten wir unser Ziel erreicht, ein Markierungsfähnchen mitten im Hang auf 6500 Meter ... Barbara und ich nahmen von Alex ein Funkgerät mit. Da wir beim Abstieg/Abfahrt sicher wieder schneller sein würden, und im Camp 1 nicht mit dem Abstieg ins Basecamp warten wollten, konnten wir Bescheid geben, wenn wir das BC erreichen bzw. falls es ein Problem gegeben hätte.

Jetzt hatten wir uns so weit akklimatisiert, dass wir an einen Gipfelversuch denken konnten. Wir beschlossen, statt des geplanten einen, zwei Ruhetage zu machen. Das gab uns Zeit, uns körperlich zu erholen und psychisch zu erfrischen, bevor es wieder auf den großteils schon bekannten Weg hoch gehen sollte - wobei es diesmal sozusagen 'um die Wurst' gehen würde!

Mustagh Ata - Akklimatisation am Berg
Erster Akklimatisationsaufstieg ins Camp 1
Mustagh Ata - Akklimatisation am Berg
Blick auf den Kongur, höchster Berg des Pamir Gebirges
Mustagh Ata - Akklimatisation am Berg
Wir nehmen schon mal die Skier mit, ab Camp 1 geht's damit weiter
Mustagh Ata - Akklimatisation am Berg
Camp 1 ist erreicht, auf ca. 5400 Meter
Mustagh Ata - Akklimatisation am Berg
Blick von Camp 1 auf das Basislager und in die Ebene der Taklamakan Wüste
Mustagh Ata - Akklimatisation am Berg
Los geht's Richtung Camp 2
Mustagh Ata - Akklimatisation am Berg
Das gehört zum Expeditionsbergsteigen - ein riesen Rucksack
Mustagh Ata - Akklimatisation am Berg
Aufstieg Richtung Camp 2, im Hintergrund das Chinese Camp 1
Mustagh Ata - Akklimatisation am Berg
Aufstieg Richtung Camp 2 - im Hintergrund der Kongur und links der Kara Kul See
Mustagh Ata - Akklimatisation am Berg
Aufstieg Richtung Camp 2
Mustagh Ata - Akklimatisation am Berg
Der Weg zwischen den Gletscherspalten zwischen Camp 1 und 2
Mustagh Ata - Akklimatisation am Berg
Aufstieg Richtung Camp 2, der Kontrast von Berg und Wüste ist sehr beeindruckend
Mustagh Ata - Akklimatisation am Berg
Aufstieg Richtung Camp 2
Mustagh Ata - Akklimatisation am Berg
Barbara kurz vor Camp 2
Mustagh Ata - Akklimatisation am Berg
Camp 2 ist erreicht, wir befinden uns auf ca. 6200 Meter Seehöhe
Mustagh Ata - Akklimatisation am Berg
Sonnenuntergang über dem Karakorum in Camp 2
Mustagh Ata - Akklimatisation am Berg
Aufstieg oberhalb von Camp 2
Mustagh Ata - Akklimatisation am Berg
Aufstieg oberhalb von Camp 2
Mustagh Ata - Akklimatisation am Berg
Abfahrt zwischen Camp 2 und Camp 1
Mustagh Ata - Akklimatisation am Berg
Abfahrt zwischen Camp 2 und Camp 1

, Mustagh Ata 7546m - Summit Push

Wie erwähnt halten sich die Attraktionen im BC in Grenzen. So waren wir nach den zwei Tagen nichts tun wirklich energiegeladen aber auch angespannter als bei den Akklimatisationsaufstiegen - wenn es diesmal los gehen sollte hieß es 'alles oder nichts'. Barbara und ich hatten uns das Gepäck so aufgeteilt, dass sie eher die kompakteren Dinge (Essen, Heizsocken, Akkus etc.) trug, so dass sie mit einem kleineren Rucksack, den wir dann auch für die Gipfeletappe verwenden wollten, unterwegs sein konnte. Ich stopfte voluminöse Dinge wie Schlafsäcke, Daunenjacken, -hosen in meine 75 lt. Wolke. So ging es am 18. Juli am Vormittag wiedermal Richtung Camp 1 los. Das Beste an diesem Aufstieg war, dass wir wussten es ist jetzt endlich das letzte Mal. Wir hatten zwar noch zwei Reservetage, aber sollten wir abbrechen müssen, würde es sich von ganz unten nicht nochmals ausgehen. Wie erwähnt, war ich diesmal mit Herzfrequenzmessung unterwegs, recht interessant an dieser Stelle ist ein Vergleich mit unserem ersten Aufstieg. Dieses Mal waren wir um gut 45 Minuten schneller, aber meine Durchschnittsherzfrequenz war um 10 Schläge niedriger als beim ersten Aufstieg ins Lager 1. Da sieht man, was die Akklimatisation ausmacht! Wir waren so schon recht früh an unserem Tagesziel. Den Nachmittag verbrachten wir mit Herumliegen im Zelt und Essen, bevor wir dann recht früh in unsere Schlafsäcke schlüpften.

Am nächsten Tag kündigte sich wieder Prachtwetter an. Für uns stand der Aufstieg ins Camp 2 am Programm. Das sollte etwa fünf Stunden dauern. Also reichte es, dass wir mit den ersten Sonnenstrahlen, die so gegen neun das Lager erreichten, aufbrachen. Es ist gleich erheblich wärmer, wenn erst mal die Sonne scheint. Die ersten zwei-, dreihundert Höhenmeter war der Schnee seit unserem ersten Aufstieg schon ziemlich zurück gegangen, und jetzt in der Früh auch ziemlich hart gefroren. Harscheisen hatten wir natürlich keine dabei, also musste es so gehen. Zum Glück ist es dort nicht so steil. Die größte Herausforderung an diesem Tag war die Hitze. So ab Mittag brannte die Sonne förmlich auf uns herab. Etwa auf halbem Weg beschlossen wir dann, einfach die Skitourenhosen auszuziehen und mit der langen Unterhose weiterzugehen. Das erntete vor allem bei den vielen Chinesen, die oft schon ab dem Basecamp mit Expeditionsschuhen und Daunenanzug unterwegs sind, verständnislose Blicke - temperatürlich passte es aber perfekt. Das Essen wird zunehmend mühsamer - zum einen wegen der Höhe und zum anderen konnten wir das Travellunch Zeug schon nicht mehr sehen. Auch unser Zelt hat an den letzten sonnigen Tagen etwas gelitten. Da es im Inneren durch die Sonne immer sehr warm wurde, ist der Schnee unter dem Zelt weggetaut und hat eine unbequeme Mulde hinterlassen, die den Schlafkomfort nicht gerade gesteigert hat. In der Nacht hatten wir eine kleine Schrecksekunde, Barbaras Exped-Synmat hatte plötzlich keine Luft mehr. Das wäre für die nächste Nacht in Camp 3 echt ein Problem, wenn die jetzt kaputt wäre. Glücklicherweise schien die Luft nach dem Aufpumpen wieder zu halten. Auch ich finde in dieser Nacht wesentlich mehr Schlaf als beim ersten Mal hier - hatte ich mich zuvor schon vor der nächsten schlaflosen Nacht gefürchtet.

Zum Frühstück hatten wir uns für den Summit-Push von Zuhause noch je zwei Packungen Thunfisch mit Mais bzw. Cuscus mitgebracht, das war noch leichter runter zu kriegen, als das Fladenbrot mit Cornedbeef vom Vortag. Auf die benötigte Kalorienmenge kamen wir insgesamt aber sicher nicht mehr. Zum Glück hat laut meines schlauen Buches aber selbst ein schlanker Mensch genug Fettreserven, um 40 Marathons hintereinander zu laufen, das sollte also trotzdem irgendwie reichen.

Wieder starteten wir den Aufstieg kurz nach neun mit den ersten Sonnenstrahlen. Heute war der Rucksack ordentlich voll, es galt sämtliche für den Gipfelgang benötigte Ausrüstung ins Lager 3 zu transportieren. Für die Schneeschuhgeher gab es inzwischen eine ziemlich fette Spur, welche so gut festgetreten war, dass sogar die Schneeschuhe beinahe überflüssig waren. Die Schneeschuhspur war aber so direkt angelegt, dass wir es vorzogen, uns eine eigene ökonomischere Skitourenspur anzulegen. Da wir wie üblich in einem sehr langsamen, energiesparenden Tempo unterwegs waren, zogen sich die Hänge hinauf Richtung Camp 3 ordentlich. Auch die Temperatur war heute, trotz Sonnenschein schon wesentlich frischer. So vertrugen wir unsere Fourty Below Neopren Überschuhe schon ganz gut. Zwischen C2 und C3 gibt es auf ca. 6600 Metern Höhe noch eine Möglichkeit für ein Zwischenlager. Manche Gruppen nutzen diese Möglichkeit auch, um gleich von dort zum Gipfel zu starten. Am Nachmittag begann sich das Wetter zu verschlechtern, Nebel und Wind kamen auf. Und wir waren froh, nach ca. 5 1/2 Stunden das Leger 3 auf ca. 6800 Meter beziehen zu können.

Hier auf 6800 Meter brachte uns jede Aktion, die nur annähernd in 'Taltempo' durchgeführt wurde, sofort außer Atem. Wir übernachteten hier auf einer Höhe, die ich auch erst einmal, vor 18 Jahren am Aconcagua, erreicht hatte. Dank der inzwischen sehr guten Akklimatisation, hatten wir mit keinen anderen höhenbedingten gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Was aber sehr beunruhigend war, dass das Wetter eigentlich immer schlechter wurde, es war sehr nebelig und der Schneefall legte zu. Wir versuchten etwas zu essen und zu trinken. Das Schneeschmelzen dauerte mit den Jetboil Kochern in dieser Höhe schon eine gefühlte Ewigkeit. Der Schneefall setzte sich auch bei Einbruch der Dunkelheit fort.

Anfangs waren wir noch recht entspannt, war es doch schon öfters so, dass am Abend ein Gewitter, bzw. Schnee oder Regenschauer über den Berg zog. Als ich dann aber in der Nacht doch zwei/drei Mal am Klo war, und es schon so 10 - 20 cm geschneit hatte und es nicht aufzuhören schien, wurden wir schon etwas nervös. Sollte es das jetzt echt gewesen sein, zwei Wochen schönes Wetter und genau heute nicht. Was sollten wir machen; hier in dieser Höhe warten, in C2 absteigen; von ganz unten würde es sich nicht ausgehen; ... viele Gedanken gingen uns durch den Kopf. Zwischendurch nickte ich immer wieder ein, Barbara schlief echt gut für diese Höhe. Dann um 3 Uhr Lokalzeit piepste der Wecker.

Ich schälte mich in der Dunkelheit aus dem Schlafsack und warf einen Blick aus dem Zelt - dann das Wunder, durch einen leichten Nebelschleier sah ich die Sterne am Himmel und es hatte aufgehört zu Schneien - 'sternenklare Nacht' sagte ich zu Barbara. Jetzt hieß es Schneeschmelzen, ein paar Bissen Frühstück hinunterwürgen und rein in die Daunenbekleidung. Um vier Uhr wollten wir starten. Zusätzlich zu unseren Forty Belows und den Lenz Heizsocken, hatte Barbara für uns noch spezielle Primaloft Überschuhe genäht, das sollte unsere Geheimwaffe gegen die große Kälte sein, die am Mustagh Ata vorkommen kann. Was zu Hause im Keller gut funktioniert hat, war hier mit dem Neuschnee, der Kälte und im Licht der Stirnlampe unmöglich. Nämlich mit den Primaloft- und den Neopren Überschuhen in die Pin-Bindung zu kommen. So starteten wir nach ein paar fehlgeschlagenen Versuchen ohne, es musste auch so gehen!

Da der Rest des Teams schon am Losmarschieren war, schickte ich Barbara gleich mal mit ihnen mit. Ich startete kurze Zeit später, als ich mit meinem eigenen Kram fertig war. Da alle anderen aus unserem Team mit Schneeschuhen unterwegs waren, gingen die natürlich auch eine ziemlich direkte Spur. Nach zwei Spitzkehren, beschlossen wir aber trotzdem, dieser Spur zu folgen, eine eigene zu legen wäre sehr um nicht zu sagen zu kraftraubend gewesen. So ging es sehr langsam dahin. Vom Camp 3 sind es ca. 5 Kilometer und 700 Höhenmeter auf den Gipfel. Von der Temperatur ging es gut, die Zehen waren schon dezent kalt aber im grünen Bereich. Sicher ein großer Vorteil für die Zehen war auch der Umstand, dass wir je mit expeditionstauglichen Daunenhosen, -jacken und -handschuhen unterwegs waren. Wir haben zwar ausgesehen wie die Michelin-Männchen, aber es war dafür relativ warm.

Nach etwa eineinhalb Stunden begann es hell zu werden. Der Ausblick war atemberaubend, unter uns die Taklamakan Wüste und ein paar Wölkchen und über uns ein strahlend blauer Himmel. Der leichte Wind kam aus westlicher Richtung, sprich von hinten und blies uns nicht direkt ins Gesicht. Der Weg zieht sich brutal. Immer nur das Ende des nächsten Hanges vor Augen 'schlichen' wir von einem Markierungsfähnchen zum nächsten. Wir vermieden es, auf den Höhenmesser zu schauen. Nach einigen Stunden sah ich Mark, Johan, Alex und Mingma am Ende eines Hanges hinter einer Wechte verschwinden, ich dachte, dass dort evtl. der Gipfel sein könnte, aber nein, dort beginnt erst der nochmals unendlich lange flachere Teil des Gipfelanstieges.

Inzwischen war es etwas nebelig geworden. Mein Gehirn interpretierte unsere Gruppe in die eine oder andere Grauschattierung im Nebel. Der Wunsch, endlich oben zu sein, war schon sehr groß. Irgendwann sahen wir eine einzelne Person im Abstieg. Es war Johan, er war schon ziemlich am Limit. Mingma hatte ihm empfohlen, doch lieber umzudrehen. Obwohl der Gipfel nur noch ca. 45 Minuten entfernt war, war es sicher die bessere Entscheidung. Für Johan war der Abstieg wirklich sehr hart und er hatte sich starke Erfrierungen an den Zehen zugezogen. Barbara und ich gingen aber weiter.

Der Nebel verzog sich wieder und nach etwas über 6 Stunden war es endlich soweit. Der Hang wurde noch flacher und dann sah ich unser Team, das bereits Fotos am Gipfel machte. Ein außergewöhnlich eindrücklicher Moment. Seit zwei Jahren hatte ich davon geträumt und jetzt - zum Greifen nahe! Barbara war inzwischen etwas hinter mir und gab mir zu erkennen, dass sie gerne hätte, dass ich auf sie warte. So schlichen wir die letzten 100 Meter zum Gipfel, mit dem Wissen, es tatsächlich gemeinsam geschafft zu haben - ein Traum wurde in diesem Moment wahr!

Am Gipfel hat Mingma auf uns gewartet, damit er für uns noch ein Gipfelfoto mit uns beiden drauf machen konnte, das war sehr nett! Auch wurde der Glücks-Stein den unsere Tochter Sophie für uns bemalt hatte am Gipfel, als Geschenk für die Götter, deponiert. Mingma machte sich dann an den Abstieg, und wir genossen noch etwas das Gipfelerlebnis.

Nach einiger Zeit machten wir uns dann an die Abfahrt. Das Skifahren ging trotz der Höhe, vor allem aber wegen des schönen Neuschnees, überraschend gut - ABER nach einigen wenigen Schwüngen hieß es stehen bleiben und Schnaufen, Schnaufen, Schnaufen. Man kann es sich nicht vorstellen, wenn man es nicht erlebt hat. Bald hatten wir aber trotzdem den Rest des Teams ein- bzw. überholt. Nach nicht mal 30 Minuten waren wir wieder in Camp 3.

Hier kochten wir uns nochmal etwas zum Trinken und packten mit langsamen Bewegungen unser ganzes Zeug in die Rucksäcke. Wir wollten unbedingt noch ins Basecamp absteigen, wir hatten genug von Schneeschmelzen, Teetrinken und Travellunch Essen. Kurz nach 13 Uhr begannen wir mit der Abfahrt. Zwischen C3 und C2 wurde der Schnee zusehends harschiger. Da ich mit meinen alten, aber leichten, Schmalspur-Brettln unterwegs war, und in Kombination mit dem schweren Rucksack, war das eine ziemliche Challenge. Etwas über Camp 2 wurde der Schnee dann aber wieder besser, hier lagen nur ein paar Zentimeter Neuschnee auf einer härteren Unterlage. So ließen sich auf den schönen Hang unterhalb von C2 ein paar perfekte Schwünge hinzaubern, die eine im Aufstieg befindliche chinesische Gruppe zum Staunen brachten. Nach dem kleinen Gegenanstieg in der Spaltenzone legten wir nochmal ein Päuschen ein. Wir merkten, dass wir hier auf ca. 5800 Meter schon wieder viel schneller zu Atem kamen. Das war auch notwendig, denn die letzten zwei- dreihundert Höhenmeter oberhalb von Camp 1 waren jetzt am Nachmittag schon ziemlich sulzig und wir fuhren teilweise im Pflug die Schneeschuhgeher-Spur ab.

In Camp 1 angekommen wurde nur das restliche Zeugs in bzw. auf die Rucksäcke verteilt. Wir nutzten eine Rinne, um noch ca. 200 Höhenmeter bis in Höhe des 'Italiener Camps' abzufahren. Nun ging es zu Fuß weiter. Auch die Skier und Skischuhe wanderten auf den Rucksack. Barbara hatte so ca. 20kg und ich knapp 30kg zum Runterschleppen - wir wollten uns einen nochmaligen Aufstieg ersparen. Eine Stunde später trafen wir ziemlich ausgetrocknet, müde aber sehr glücklich im Basislager ein.

Gegen Abend war auch Alex angekommen, der Rest der Gruppe, anscheinend doch erschöpfter als angenommen, verbrachte noch eine Nacht in Camp 2 und erreichte das Basecamp am nächsten Tag zu Mittag.

Mustagh Ata 7546m - Summit Push
Gruppenfoto beim Steinmännchen beim Italiener-Camp
Mustagh Ata 7546m - Summit Push
Start Richtung Camp 2
Mustagh Ata 7546m - Summit Push
Mark kurz nach dem Camp 1, im Hintergrund der Kongur
Mustagh Ata 7546m - Summit Push
Barbara beim Aufstieg Richtung Camp 2 bei den Gletscherspalten
Mustagh Ata 7546m - Summit Push
Barbara beim Aufstieg Richtung Camp 2
Mustagh Ata 7546m - Summit Push
Wir erreichen Camp 2
Mustagh Ata 7546m - Summit Push
Start Richtung Camp 3
Mustagh Ata 7546m - Summit Push
Aufstieg Richtung Camp 3
Mustagh Ata 7546m - Summit Push
Das Wetter verschlechtert sich kurz vor Camp 3
Mustagh Ata 7546m - Summit Push
Camp 3 ist erreicht
Mustagh Ata 7546m - Summit Push
Summit Day, wir sind schon eine Zeit lang unterwegs und etwas angefroren, zum Glück nur äußerlich
Mustagh Ata 7546m - Summit Push
Es zieht sich brutal, immer schön von einem Fähnchen zum nächsten
Mustagh Ata 7546m - Summit Push
Über den Wolken ... muss die Freiheit wohl grenzenlos sein
Mustagh Ata 7546m - Summit Push
Endlich, der Gipfel taucht auf, Mark und Alex beginnen mit dem Abstieg
Mustagh Ata 7546m - Summit Push
Barbara erreicht das Gipfelplateau
Mustagh Ata 7546m - Summit Push
Barbara auf den letzten Metern zum Gipfel, ein sehr erhebender Moment!
Mustagh Ata 7546m - Summit Push
Ein Traum wird wahr, gemeinsam am Gipfel des Mustagh Ata und im Geiste ist auch unsere Tochter mit dabei
Mustagh Ata 7546m - Summit Push
Durch den Neuschnee eine tolle Abfahrt ...
Mustagh Ata 7546m - Summit Push
... mit Blick auf die Taklamakan Wüste
Mustagh Ata 7546m - Summit Push
Das Skifahren ging gut, aber nach ein paar Schwüngen hieß es Schnaufen, Schnaufen und nochmal Schnaufen ...
Mustagh Ata 7546m - Summit Push
Camp 3 ist erreicht, kurze Pause und Packen, dann geht's ab Richtung Basecamp
Mustagh Ata 7546m - Summit Push
Der Rucksack wurde von Lager zu Lager voller
Mustagh Ata 7546m - Summit Push
Das Basecamp kommt langsam näher
Mustagh Ata 7546m - Summit Push
Zum Schluss war es eine ordentliche Schlepperei, aber mit Aussicht auf ein Cola und ein Bier ließ es sich ertragen

Informationen und Hinweise

Wie Eingangs erwähnt, hatten wir die Reise über einen europäischen Anbieter, bei SUMMITCLIMB gebucht.

Mit den lokalen Agenturen, in Kirgisistan Ak Sai Travel und in China Central Asia Travel, waren wir sehr zufrieden. Da viele europäische Agenturen mit den gleichen lokalen Agenturen zusammen arbeiten, lässt sich die Reise theoretisch auch direkt mit den lokalen Agenturen organisieren. Im Falle von Problemen während der Reise oder eines Notfalls, ist es natürlich einfacher wenn man nur einen Ansprechpartner, wo es auch keine Sprachbarriere gibt, hat. Bei den lokalen Agenturen, kennen sich die zuständigen Personen untereinander und arbeiten oft zusammen. Mit beiden Agenturen kann man zumindest mit den unten genannten Ansprechpersonen Englisch sprechen.

SUMMITCLIMB.DE

Unsere Reise zum Mustagh Ata haben wir bei summitclimb.de gebucht. SUMMITCLIMB bietet eine Vielzahl von Expeditionen und Trekkingtouren weltweit. Im Gegensatz zu anderen Agenturen gibt es beiden meisten Expeditionen verschiedene Pakete. Vom Basispaket, wo praktisch nur Anreise und Permit inkludiert sind, über Basecamp-Service bis hin zur Full-Service Expedition, kann jeder Teilnehmer nach persönlichem Engagement und finanziellen Möglichkeiten, sein Paket wählen. Insgesamt bieten die SUMMITCLIMB Expeditionen ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, da auf unnötigen Luxus verzichtet wird.

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Eamil

Agentur Kirgisistan - Ak Sai Travel

In Kirgisistan waren wir mit der lokalen Agentur Ak Sai Travel unterwegs. Wir hatten vor Ort mit den General Manager Myrza zu tun. Die Agentur arbeitet mit verschiedenen Hotels in Bischkek zusammen und betreibt ein schönes Jurten-Camp in Tasch Rabat.

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Agentur China - Central Asia Travel

In China waren wir mit der Agentur Central Asia Travel unterwegs. Unser Ansprechpartner war der Manager der Agentur Nicolas. Von der Abholung und der Schlichtung unserer Einreiseprobleme bis hin zur Betreuung im Basecamp hat alles bestens geklappt.

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Übersicht Normalroute Mustagh Ata
Infobox - Weiterführende Links
Linksymbol Tourenbericht über die Tour auf den Aconcagua 6956m (Argentinien)
Linksymbol Tourenbericht über die Tour auf den Huascaran 6768m (Peru)
Linksymbol Tourenbericht über die Tour auf den Sajama 6542m (Bolivien)
Linksymbol Tourenbericht über die Tour auf den Illimani 6429m (Bolivien)
Linksymbol Tourenbericht über die Tour auf den Chimborazo 6310m (Ecuador)
Linksymbol Tourenbericht über die Tour auf den Huayna Potosi 6088m (Bolivien)
Linksymbol Tourenbericht über die Tour auf den Tocllaraju 6032m (Peru)